Die Vision von Patagonien

Am Anfang eines jeden neuen Bauabschnitts taucht Modellbau-Chef Gerhard Dauscher für ein paar Tage oder gar Wochen unter, um ungestört in die Welt des geplanten Bauabschnitts eintauchen zu können. Dieses liebgewonnene Ritual war auch in der Planungsphase des neuen Patagonien-Abschnitts zu beobachten. Herausgekommen ist eine eindrucksvolle Vision von Miniatur-Patagonien, die die Vorfreude auf den Bau und natürlich auf die neue Wunderland-Ergänzung ins Unermessliche wachsen lässt. Auch euch möchten wir an unserer Patagonien-Vision teilhaben lassen. Also lest selbst, was euch (hoffentlich ab 2022) im Südamerika-Abschnitt des Wunderlandes erwarten wird. 

 

Patagonien, eine Reise ans Ende der Welt.

Landschaftlich prägend für weite Teile Patagoniens ist die steppenartige und karge Hochebene – besser gekannt als „Pampa“. Der modellbauerische Schwerpunkt liegt im westpatagonischen Teil und endet mit der Andenkette, den bekanntesten Bergen Torres del Paine, Fitz Roy und Cerro Torre. Das einmalige Schauspiel inmitten der Miniatur-Bergwelt ist der kalbende Gletscher Perito Moreno, der mit Getöse seine Eisbrocken in ein echtes Wasserbecken schiebt. Der argentinische Teil liegt im Regenschatten der Anden und ist sehr trocken. Charakteristisch für diese Region ist der immerwährende starke Wind. Charakteristische Vertreter der patagonischen Tierwelt sind das Guanako, der Nandu und der Andenkondor. Die Region ist sehr dünn besiedelt. Die indigene Bevölkerung wurde von den weißen Siedlern weit zurückgedrängt. Bis heute streiten sich Gerichte wem das Land gehört. Extensive Schafszucht und das harte Geschäft mit der Wolle erledigen die Gauchos die oft in sehr einfachen Verhältnissen leben. Ganz anderes die Besitzer der Ländereien, die auf sogenannten „Estancias“ ein komfortables Leben führen – ein weiterer Grund für die sozialen Spannung in der dieser Region.

Der Gletscher Perito Moreno.

Um die weit abgelegene Region enger mit dem Zentrum Buenos Aires zu verbinden, war die Eisenbahn das wichtigste Verkehrsmittel. Dies ermöglichte die Besiedelung und wirtschaftliches Wachstum. In erster Linie wurden landwirtschaftliche Produkte transportiert. Häufig wurden Küstenstädte mit dem Hinterland verbunden, um per Bahn und Schiff die Waren schnell in den Handel zu bringen. Aufgrund unterschiedlicher Investoren und Bahningenieure kam es zu einer Vielfalt von Bahnsystemen. Im Zentrum unserer Darstellung steht der Bahnhof „Ingeniero Jacobacci“. Er liegt an der eingleisigen Breitspurbahn (1667 mm) von Viedma nach Bariloche die vom „Patagonia Express“ bedient wird. Die Besonderheit ist eine 750mm Schmalspurbahn, die von dem Unterwegs Bahnhof Ingeniero Jacobacci abzweigt, und über El Maiten nach Esquel zu den Ausläufern der Anden führt. Die Streckenführung folgt der hügeligen Gebirgslandschaft. Auf Bahnkunstbauten wurde weitgehend verzichtet, weshalb der von einer Dampflok gezogene Zug sich über viele Schleifen den Weg durch die Steppe bahnt.
Im Bahnhof dient eine spezielle Verladerampe dazu, Güter von Breit- auf Schmalspur zu laden. Ein Gleisdreick zum Wenden der Dampfloks wurde nötig, damit diese auch bei Richtungswechsel immer „vorwärts“ fahren können. Richtung Anden verlaufen beide Spurweiten auf einem Bahnkörper, dem sogenannten Dreischienengleis. Nach 3 km schert die Schmalspur, auch „La Trochita“ genannt, nach Süden aus. Leider gehört auch diese Bahnlinie schon lange zum alten Eisen, was uns nicht davon abhält, sie in ihre Blütezeit nachzubauen. Unser Anlagenhintergrund läuft flach aus, und wird als Wandgemälde fortgeführt, um so eine endlose Weite zu simulieren. Die Ortschaft Ingeniero Jacobacci ist im Schachbrettmuster angelegt und orientiert sich an dem Verlauf der Bahngleise. Für diese Region typisch, liegt der Friedhof weit außerhalb.

Der Bahnhof Ingeniero Jacobacci.

Die abgelegene Region fordert von den Bewohnern viel Improvisationstalent. Viele Alltagsartikel sind nicht immer verfügbar. Die Spur der nationalen wirtschaftlichen Entwicklungen ist im öffentlichen Raum und im privaten Alltag zu sehen. Spuren von Förderprogrammen und Investitionen wechseln sich ab mit den Folgen von Rezession, zu beobachten an halbfertigen Baustellen, Wänden aus Wellblech oder einem Zaun aus Plastikfolie.

Mit Kap Horn ist der südlichste Punkt erreicht, der bei uns als Küstenstreifen im Hintergrund zu sehen ist. Hier sollte dem Besucher Angst und Bange werden, ob der stürmischen See, die mit der Wucht ihrer aufbrausenden Wellen nach den Blanken der Schiffe greift. Eisberge und Schelfeis kündigen den Südpol an. Da es dort keine Eisenbahn gibt, werden Eisbrecher und Pinguine für Bewegung sorgen. In einer Nische kann man die Welt unter dem Eismeer entdecken.

 

So wird das Modell von Patagonien später einmal aussehen.